Michael Theurer

REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER: "Besser über Zugausfälle informieren"

Herr Theurer, immer wieder ist die Rede davon, dass die Grünen Ziel von Hassattacken werden. Doch
wie sieht es mit Ihnen aus als Beauftragter der Bundesregierung für Schienenverkehr aus. Wie viel Unmut kriegen Sie ab?

Als Beauftragter der Bundesregierung für Schienenverkehr bin ich zugleich Kummerkasten
und Kümmerer. Mein E-Mail-Postfach läuft jeden Tag voll. Es melden sich die Kollegen aus dem Bundestag. Dann Bürgermeister, Landräte, Landtagsabgeordnete und natürlich auch ganz normale Bürgerinnen und Bürger, die ein Problem mit dem Schienenverkehr haben.

»Eine Umfrage zeigt, dass 70 Prozent der Bürger die Sanierung des Bahnnetzes befürworten « Können Sie eine Zahl nennen? Wie viel (Hass)Mails erhalten Sie pro Tag?

Das ist unterschiedlich. Manchmal sind es ein Dutzend Mails. In Spitzenzeiten sind es aber auch mal hundert.

Wie sieht es mit dem Inhalt aus? Gibt es viel Unmut wegen der Streiks oder der Verzögerungen, die sich durch die Erneuerung des Bahnnetzes ergeben?

Es gibt derzeit großen Unmut wegen der Streiks. Die wiederholten Streiks, im vergangenen Jahr die
EVG und jetzt die GDL, führen dazu, dass sich gerade über die sozialen Medien sehr viele Menschen negativ äußern. Ich sehe die große Gefahr, dass der Zukunftsverkehrsträger Schiene, den wir dringend brauchen, um Klimaneutralität und Mobilitätsbedürfnisse miteinander zu verbinden, schlecht geredet wird und Schaden nimmt. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass im Zusammenhang mit den schwachen Pünktlichkeitswerten auch vorher schon eine große Unzufriedenheit spürbar war.

Was antworten Sie diesen Menschen? Eine gute Antwort können Sie ja wegen der fortdauernden
Sanierungsarbeiten nicht geben.
 

Das sehe ich anders. Die gute Nachricht ist doch, dass die Bundesregierung sich entschlossen hat, in den kommenden Jahren über 30 Milliarden Euro zusätzlich für die Ertüchtigung des Bestandsnetzes zu mobilisieren. Das ist das größte Sanierungsprogramm für die Eisenbahn in der jüngeren Geschichte. Mit unserem Konzept der Korridorsanierung gehen wir die Probleme, die über Jahrzehnte vernachlässigt wurden, endlich an. Korridor für Korridor sanieren und modernisieren wir in einem gewaltigen Kraftakt unser Kernnetz.